DZLM-Schwerpunktprojekt


Adaptionsprozesse beim Nutzen von disseminierbaren Materialien durch Multiplikatorinnen und Multiplikatoren – eine Interviewstudie


Finanzierung
BMBF
(Programm zur Förderung von Offenen Bildungsmaterialien)
Projektlaufzeit
01.04.2017 bis 30.09.2018
3TM-Ebene
Qualifizierungsebene (Multiplikatorinnen und Multiplikatoren)
Umsetzung
Disseminierbare Materialien für Aus- und Fortbildung
10 Bausteine à 3h
Eingesetzt in NRW und dem bundesweiten DZLM-Netzwerk
Kooperation
Land NRW
Zentren für schulpraktische Lehrerbildung NRW
Fokusthema
(Weitere) Bausteine guten Unterrichts

Motivation und Zielsetzung



Gemäß der materialen Strategie unterstützen disseminierbare Offene Bildungsmaterialien (Open Educational Resources, OER) des DZLM Multiplikatorinnen und Multiplikatoren dabei, wissenschaftsbasierte Professionalisierungsangebote zu gestalten. Dabei ist die Grundidee von OER, dass diese flexibel adaptiert werden können, um sie den Lerngruppen und spezifischen Rahmenbedingungen anpassen zu können. Wenig ist allerdings bislang darüber bekannt, wie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren diese Adaptionen vornehmen und mit welchen Hintergründen.

Um empirisch fundierte Kenntnis darüber zu erhalten, wie disseminierbare Materialien für diesen Zweck optimal beschaffen sein müssen, werden Adaptionsprozesse der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in einer Interviewstudie beforscht.




Theoretische Rahmung und Forschungsfragen



Forschung zu Adaptionsprozessen gibt es bislang vor allem auf der Ebene von Lehrkräften: In Studien zum Umgang mit reformorientierten Materialien bzw. curricularen Vorgaben zeigt sich, dass die Mehrzahl der Lehrkräfte Material adaptieren, indem sie bestimmte Teile auslassen, hinzufügen, ersetzen oder verändern und ergänzen (Remillard 2005, Sherin & Drake 2009). Sherin und Drake verorten diese Adaptionshandlungen in einer Art Spektrum, das vom einfachen Auslassen hin zu kreativen Veränderungshandlungen reicht. Wenig Forschung gibt es dagegen bislang zu den Hintergrundannahmen, die die jeweiligen Adaptionen leiten.

Entsprechende Forschung auf der Ebene der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren gibt es bislang noch nicht, eine Übertragung wird daher hier angestrebt und daher folgende Fragestellungen beforscht:

  • FF1   Welche Adaptionen nehmen die Multiplikator*innen an den Materialien vor?
  • FF2   Welche allgemeinen und gegenstandsspezifischen Annahmen über das Lernen von Lehrkräften zum spezifischen Fortbildungsgegentand leiten dabei ihre Adaptionen?
  • FF3   Wie lassen sich die Materialien auf Basis dieser Einsichten optimieren?



Einbettung der Forschung in Entwicklung und Implementation



Das Forschungsprojekt nutzt die disseminierbaren Materialien für Aus- und Fortbildung im Fokusthema Sprachbildung der Sekundarstufe, die 10 Bausteine à 3h umfassen und sowohl den Studienseminaren als auch den Fortbildungsinstitutionen angeboten werden. Die Stichprobe der Untersuchung wurde rekrutiert in zwei Qualifizierungsprojekten in Nordrhein-Westfalen (Zusammenarbeit im Projekt Sprachsensibel Unterrichten Fördern mit dem Ministerium für Schule und Weiterbildung, NRW 2015/16) und dem bundesweiten DZLM-Netzwerk Sprachbildung, das über 80 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus 13 Bundesländern erreicht hat. Die Projektergebnisse fließen in die Fortbildungsmaterialien wieder ein und tragen insbesondere dazu bei, die OER-Strategie des DZLM auszuschärfen.




Methodisches Vorgehen



Die Untersuchung erfolgt am Beispiel des OER-Materials aus dem Projekt „Sprachsensibel unterrichten fördern“ (Eisen et al. 2017) für die Arbeit der Studienseminare mit Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern. Ausgewählt wurde die Gruppe der Fachleitungen, weil bei ihnen von sehr guten mathematikdidaktischen Kenntnissen, einer starken Teilnehmendenorientierung und hinreichenden Zeitressourcen auszugehen ist.

Zur Datenerhebung werden halbstandardisierte Interviews mit den Fachleitungen geführt, ausgehend von ihren adaptierten Materialien und Planungspapieren. In den Interviews werden sowohl die eigenen Lernprozesse, generelle Annahmen über Adaptionsanlässe und Lernbedarfe als auch konkrete Veränderungen thematisiert, die am Material vorgenommen wurden.

Die Datenanalyse der transkribierten Interviews erfolgt nach kategorienentwickelnden Verfahren im Hinblick auf typische Herausforderungen im Fortbildungsgegenstand Sprachbildung, typische Adaptionshandlungen und Hintergrundannahmen.




Erste Ergebnisse



Die ersten Auswertungen zeigen, dass das Spektrum der Adaptionshandlungen von Sherin & Drake (2009) voll ausgeschöpft wird und weiter ausdifferenziert werden muss. Insbesondere der Umgang mit Theorie und der Umgang mit Beispielen ist dabei weiter zu untersuchen, um Gelingensbedingungen für konzepttreue Adaptionen genauer zu verstehen. Dabei scheinen sich die Adaptionen insbesondere durch Transformation der Wissensarten beschreiben zu lassen: In dem Bestreben, alles Wissen konkret in Handlungssituationen zu verankern, ist die Transformation von knowledge-for-practice zu knowledge-of-practice oder -in-practice (Cochran-Smith & Lytle 1999) ein konsequent zu begleitender Prozess (s.a.  Zwetzschler et al. 2016).

Die Hintergrundannahmen, die die Adaptionshandlungen leiten, beziehen sich auf alle Ecken und Kanten der Tetraeder auf Unterrichts- und Professionalisierungsebene, aber auch auf systemische Rahmenbedingungen. In weiterer Forschung müssen diese daher explizit mit einbezogen werden.

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