DZLM-Schwerpunktprojekt


Reflexive Adaptionsprozesse von Multiplikator*innen – Fachspezifische Professionalisierung beim Fortbildungsdesign zum inklusiven Mathematikunterricht


Finanzierung
Deutsche Telekom Stiftung im Rahmen der DZLM-Förderung
Bezirksregierung Münster
Projektlaufzeit
01.09.2016 bis 31.03.2019
3TM-Ebene
Qualifizierungsebene (Multiplikatorinnen und Multiplikatoren)
Umsetzung
Disseminierbare Materialien für Fortbildung fachfremd
unterrichtende Sonderpädagog*innen
10 Bausteine à 3h
eingesetzt in Nordrhein-Westfalen
Kooperation
Bezirksregierung Münster
Fokusthema
Heterogene & inklusive Lerngruppen

Motivation und Zielsetzung



Für qualitativ hochwertigen inklusiven Fachunterricht sind nicht allein sonderpädagogische Kompetenzen, sondern auch grundlegende Überzeugungen sowie fachliche und fachdidaktische Kompetenzen bedeutsam. Viele Sonderpädagog*innen, die im inklusiven Mathematikunterricht tätig sind, verfügen allerdings über keine mathematische bzw. mathematikdidaktische Ausbildung.

Dieses Professionalisierungsdesiderat ist umso bedeutsamer, da fachfremd ausgebildete Sonderpädagogiklehrkräfte divergente Professionserfahrungen zu fachlich ausgebildeten Regelschullehrkräften aufweisen, die zu einem unterschiedlichen Verständnis von Inklusion und mathematischen Lehr- und Lernprozessen führen können. Somit kommt entsprechenden Fortbildungsmaßnahmen und den jeweiligen Qualifizierungsmaßnahmen für Multiplikator*innen eine wichtige Rolle zu. Hierzu existieren allerdings kaum empirische Studien.

Im vorliegenden Projekt wird der Schwerpunkt auf die fachspezifischen Professionalisierungsprozesse von Multiplikator*innen gelegt. Hierbei wird einerseits der Frage nachgegangen, inwiefern Multiplikator*innen durch die kritisch-reflexive Begleitung von entsprechenden Fortbildungsmaßnahmen qualifiziert werden können. Andererseits wird näher in den Blick genommen, welche Reflexions- und Adaptionsprozesse sich bei ihnen beobachten lassen, wenn sie auf der Grundlage ihrer Qualifizierungserfahrungen im Team eigenständig entsprechende Fortbildungen planen und durchführen.

Grundlage des Projekts ist eine entwickelte und in zwei Kursen erprobte Fortbildung (2015/16 und 2016/17, durchgeführt von Mitarbeiter*innen des DZLM; vgl. Scherer & Nührenbörger 2017). Die Wiederholungsmaßnahme (2016/17) wurde von vier erfahrenen Multiplikatorinnen beobachtet, begleitet und reflektiert, die zukünftig die Maßnahme durchführen.

Der Fokus der Studie wird auf die Professionalisierungsprozesse der vier Multiplikatorinnen gerichtet, die durch die Reflexion der selbst erfahrenen Fortbildungsmaßnahme für fachfremd unterrichtende Lehrpersonen ihre eigene Moderationstätigkeit weiterentwickeln und die Maßnahme adaptieren sollen. Das Projekt soll letztlich Erkenntnisse über Professionalisierungsprozesse von Multiplikator*innen liefern hinsichtlich der Gestaltung und Weiterentwicklung von fachbezogenen Fortbildungen.




Theoretische Rahmung und Forschungsfragen



Die Studie knüpft an die empirischen Erkenntnisse über Professionalisierungsprozesse bei Lehrkräften an, die auf die Konzeption von Fortbildungsmaßnahmen fokussieren (vgl. z. B. Krainer 2008). Gemeinsame Erkenntnisbasis ist, dass sich die Professionalisierung von Lehrkräften nicht allein durch eine einmalige Auseinandersetzung mit dem Fach einstellt, sondern Kontinuität und Kollegialität, Authentizität und Vertrautheit sowie Konzentration auf das Lehren und Lernen von Mathematik und auf die Tätigkeit der Lehrkraft umfasst (vgl. Nührenbörger & Steinbring 2009).

Im Projekt ergeben sich daraus auf Ebene der Entwicklungsprozesse von Multiplikator*innen die Forschungsfragen 1a und 1b:

  • FF1a  Welche Reflexionsprozesse zur Gestaltung einer Fortbildungsmaßnahme für fachfremd ausgebildete Sonderpädagog*innen können bei Multiplikator*innen beobachtet werden, und wie verändern sich diese im Zuge ihrer Qualifizierung für entsprechende Fortbildungsmaßnahmen?
  • FF1b  Welche Adaptionsprozesse können bei Multiplikator*innen  beobachtet werden bei der Planung einer eigenen Fortbildungsmaßnahme?
  • Ergänzend ergibt sich auf Ebene des Fortbildungsdesigns die folgende Forschungsfrage:
  • FF2  Wie sind Fortbildungsmaßnahmen zu konzipieren, die auf Vertiefung fachlicher und fachdidaktischer Kompetenzen für den inklusiven Mathematikunterricht abzielen?



Einbettung der Forschung in Entwicklung und Implementation



Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden disseminierbare Materialien für eine Fortbildung fachfremd unterrichtender Sonderpädagog*innen für den inklusiven Mathematikunterricht entwickelt, die 10 Bausteine à 3h umfassen (verteilt auf 5 Präsenztage über ein Halbjahr) und in zwei Maßnahmen erprobt wurden (Durchführung DZLM, Schuljahr 15/16 für BR Detmold, 18 TN; Schuljahr 16/17 für BR Münster, 22 TN). Die Multiplikator*innen für die Untersuchung wurden im Rahmen der zweiten Durchführung im Rahmen von Hospitationen beteiligt. Die Projektergebnisse fließen in die Fortbildungsmaterialien wieder ein.




Methodisches Vorgehen



Die Datenerhebung erfolgt auf unterschiedliche Weise:

Zu den Forschungsfragen FF1a und FF1b:

  • Die Multiplikator*innen (M=4, 3 Gs, 1 Fs), die die Maßnahme hospitierend begleiten, erhalten verschiedene Beobachtungsaufträge und geben ihre Eindrücke im Anschluss an jeden Modulbaustein der Maßnahme schriftlich zu Protokoll.
  • Es werden Gruppendiskussionen mit den Multiplikator*innen mit Distanz zur beobachteten Maßnahme und mit Blick auf die Adaption und Weiterentwicklung der Maßnahme durchgeführt und audiographiert.
  • Die Multiplikator*innen werden bei der Durchführung der von ihnen adaptierten Maßnahme hospitiert.
  • Es werden Einzelinterviews mit den Multiplikator*innen nach Durchführung der Maßnahme durchgeführt und audiograpfiert.

 

Zur Forschungsfrage FF2:

Die an den Fortbildungen teilnehmenden Lehrkräfte (N1=18; N2=22; N3=16) geben ihre Bewertung der Maßnahme, u. a. hinsichtlich der Umsetzung der DZLM-Gestaltungsprinzipien, ihre retrospektiven Selbsteinschätzungen zur Kompetenz-entwicklung sowie ihre Beliefs mittels Fragebögen ab.




Erste Ergebnisse



Erste Auswertungen der Reflexions- und Adaptionsprozesse der vier Multiplikatorinnen zeigen, dass diese auf methodische Aspekte sowie die Umsetzung der DZLM-Gestaltungsprinzipien und deren Verknüpfung mit sonderpädagogischen Anliegen fokussieren und hierzu erste Adaptionsideen entwickeln können.

Initiiert durch

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