DZLM-Schwerpunktprojekt


Weiterentwicklung von Unterrichtskompetenzen im Spannungsfeld unterschiedlicher Ziele & Konzepte – am Beispiel Hypothesentesten


Finanzierung
Deutsche Telekom Stiftung im Rahmen der DZLM-Förderung
Projektlaufzeit
01.01.2015 bis 31.12.2019
3TM-Ebene
Qualifizierungsebene (Multiplikatorinnen und Multiplikatoren)
Umsetzung
Mehrtägige Fortbildung in NRW wiederholt durchgeführt
Qualifizierung von Multiplikator*innen
disseminierbare Materialien für die Lehrerfortbildung
3 Bausteine à 3h
Kooperation
Bezirksregierung Arnsberg in NRW
Fokusthema
Leitideen

Motivation und Zielsetzung



Durch Beschlüsse der KMK ist ein Bedarf an Stochastikfortbildung entstanden, dem eine mehrtägige Professionalisierungsmaßnahme, entwickelt vom DZLM-Team Paderborn, Rechnung trägt. Die innovative Konzeption der Fortbildung basiert auf der Idee, statistische Verfahren und Begriffe ausgehend von sinnstiftenden Fragestellungen verständnisorientiert einzuführen, und vereint so aktuelle fachdidaktische Erkenntnisse und Designprinzipien des DZLM.

Die Moderation soll perspektivisch durch Multiplikator*innen durchgeführt werden. Deshalb ist es von Interesse, deren Adaptionsprozesse und somit ihre Ziele und Konzepte, die mit denen der Fortbildungsdesigner*innen und der teilnehmenden Lehrkräfte interagieren, genauer zu verstehen. Im Drei-Tetraeder-Modells zur gegenstandsspezifischen Professionalisierungsforschung (3TM, Prediger, Leuders & Rösken-Winter, 2017) ist dies auf der Qualifizierungsebene zu verorten. Auf der Fortbildungsebene des 3TM wird die Passung der Zielsetzungen zwischen Fortbildner*in und Teilnehmenden ebenso untersucht wie die selbstberichtete Kompetenzentwicklung der Teilnehmenden, um so insgesamt Erkenntnisse für Zielerreichung und die Weiterentwicklung der Maßnahme zu generieren.




Theoretische Rahmung und Forschungsfragen



Das Fortbildungsdesign setzt auf einen Zugang zur Stochastik über empirische oder simulierte Daten, die mit den gegenstandsspezifischen Mitteln der Stochastik modelliert werden (Biehler & Eichler, 2015), wodurch fachliche, fachdidaktische und unterrichtsmethodische Kompetenzen adressiert werden. Die zu entwickelnden Unterrichtskompetenzen der Lehrkräfte werden daher im Kontinuum von Dispositionen, situationsspezifischen Fertigkeiten und Performanz (Blömeke, Gustafsson & Shavelson, 2015) lokalisiert und quantifiziert. Die Adaptionsprozesse der Multiplikator*innen können nach dem Curriculum Strategy Framework von Sherin und Drake (2009) in Auslassungen, Ersetzungen und Neu-Kreationen kategorisiert werden.

 

Dies führt zu folgenden Forschungsfragen:

  • FF1   Welche Adaptionen hinsichtlich der von den Fortbildungsdesigner*innen intendierten Ziele, Inhalte und Konzepte sowie der gemeinsam entwickelten Materialien nehmen die Multiplikator*innen vor, und auf welcher Argumentationsbasis begründen sie dies?
  • FF2   Welche Zielsetzungen verfolgen die Fortbildungsdesigner*innen, Multiplikator*innen, und Lehrkräfte hinsichtlich der Weiterentwicklung von stochastischen Unterrichtskompetenzen, und wie bewerten sie deren Relevanz und Erreichungsgrad? In welchem Verhältnis stehen diese zueinander?
  • FF3   Wie beurteilen die teilnehmenden Lehrkräfte die Weiterentwicklung ihrer Unterrichtskompetenz im Rahmen der Fortbildung?



Einbettung der Forschung in Entwicklung und Implementation



Im vorgestellten Projekt wurde das Material des DZLM-Projekts „Stochastik kompakt“ für eine 4–5 tägige Fortbildung in mehrfachen Umsetzungen von 2015 bis 2017 erprobt und im Austausch mit Moderatoren der Bezirksregierung Arnsberg weiterentwickelt. Diese fünf Multiplikatoren wurden qualifiziert, die Fortbildung selbstständig durchzuführen.  Das Engagement des DZLM entwickelte sich von der gemeinsamen Durchführung zur kritischen Begleitung und Beforschung der selbstständigen Durchführung durch die Multiplikatoren. Die Forschungs-erkenntnisse werden für die zielgruppenspezifische Ausrichtung des Materials und die Qualifizierung von Multiplikator*innen genutzt.

Die Fortbildungsmaterialien werden als disseminierbare Bausteine aufbereitet. Basierend auf dem ersten Fortbildungstag wurden bereits drei disseminierbare Fortbildungsbausteine erstellt, die verschiedene Aspekte des Einstiegs in die Stochastik in der gymnasialen Oberstufe thematisieren, z. B. den sinnstiftenden Einsatz digitaler Medien.




Methodisches Vorgehen



Die verschiedenen Durchgänge wurden mit unterschiedlichen Instrumenten beforscht. Der Schwerpunkt des Projektes liegt in der Beforschung der ersten Arnsberger Durchführung, die vollkommen selbstständig von den Multiplikator*innen durchgeführt wurde. Alle Fortbildungstage wurden audiographiert, so dass Veränderungen gegenüber der ursprünglichen Konzeption dokumentiert sind. Die Multiplikator*innen werden in leitfadengestützten Interviews nach jedem Fortbildungstag zu den von ihnen vorgenommenen Adaptionen, ihrer Auffassung der Fortbildungsziele, den Zielen der Fortbildungsdesigner*innen und der intendierten und erreichten Weiterentwicklung der Unterrichtskompetenzen der Lehrkräfte befragt. Die Interviews werden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet und liefern so Ergebnisse für die Qualifizierungsebene (FF1, FF2). Die Lehrkräfte werden über ihre bisherigen Unterrichtserfahrungen, ihre selbsteingeschätzten Kompetenzzuwächse in der Fortbildung und ihre persönliche Lernzielerreichung befragt. Die Analyse dieser Daten liefern so Ergebnisse für die Fortbildungsebene (FF2, FF3).




Erste Ergebnisse



Die Multiplikator*innen rekurrierten regelmäßig auf ihre eigenen Unterrichts-erfahrungen und priorisierten tendenziell curricular bedingte Elementarisierungen (FF1). Die Zielsetzung der Lehrkräfte war insbesondere von unmittelbar bevorstehenden unterrichtlichen Anforderungen geprägt (FF2). Die selbstberichteten Kompetenzzuwächse der Teilnehmer*innen (FF3) präsentieren sich durchweg positiv (wenn auch heterogen in den Anfangswerten und den werkzeugbezogenen Facetten), sowohl hinsichtlich der fachlichen Teilaspekte des Gegenstands Hypothesentesten als auch in Bezug auf die Kompetenzfacetten für die einzelnen Teilaspekte (Nieszporek, Biehler, & Griese, in Vorbereitung). Durch den Einsatz eines weiterentwickelten Kompetenzfragebogens kann dies im Vergleich zu früheren Kohorten nun weiter analysiert werden. Dies liefert insgesamt Impulse für die Weiterentwicklung der Fortbildung, z. B. durch bessere Verzahnung der Vermittlung von Werkzeugkompetenz mit fachlichen und fachdidaktischer Inhalten.

Initiiert durch

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