DZLM-Schwerpunktprojekt


Referenzkontexte von Multiplikator*innen bei der Planung und Durchführung von Fortbildungen zum Thema „Rechenschwierigkeiten“


Finanzierung
Abteilungsbudget
Projektlaufzeit
01.08.2016 bis 31.12.2018
3TM-Ebene
Qualifizierungsebene (Multiplikatorinnen und Multiplikatoren)
Umsetzung
Konzeptionell aufeinander abgestimmte disseminierbare
Materialien für die Fortbildung
22 Bausteine à 3h, eingesetzt in Niedersachsen
Kooperation
Niedersächsische Landesinstitut für schulische
Qualitätsentwicklung (NLQ)
Kultusministerium Niedersachsen
Fokusthema
Fachfremd Unterrichtende

Motivation und Zielsetzung



Eine wesentliche Aufgabe für Multiplikator*innen besteht darin, Fortbildungs-veranstaltungen zu planen. Während es einige Studien zum Planungshandeln der Lehrpersonen gibt, ist nichts darüber bekannt, wie Multiplikator*innen Fortbildungsinhalte strukturieren und spezifizieren und auf dieser Grundlage ihre Fortbildungen planen. An dieser Stelle setzt die Begleitforschung zum Projekt „Guter Mathematikunterricht – Moderatorenausbildung“ (GuMaMod) an. Es soll herausgefunden werden, worauf die Teilnehmenden ihre Entscheidungen hinsichtlich einer Fortbildungsplanung zum Thema „Rechenschwierigkeiten“ zunächst im Kontext der (fiktiven) Planung und später dann bei der konkreten Durchführung einer Fortbildungsveranstaltung beziehen. Insgesamt kann durch die Analysen besser verstanden werden, auf welche Begründungszusammenhänge (im Folgenden „Referenzkontexte“) sich die Multiplikator*innen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und bei unterschiedlichen Anforderungen (Planung, Durchführung) beziehen. Langfristig soll damit ein Beitrag zur Entwicklung von bedarfsgerechten, gegenstandsspezifischen Qualifizierungsmaßnahmen für Multiplikator*innen geleistet werden.




Theoretische Rahmung und Forschungsfragen



Ausgehend vom Wissen über unterrichtsbezogene Planungsentscheidungen von Lehrpersonen und von Forschungsergebnissen zum Novizen-Experten-Paradigma bei Lehrpersonen soll untersucht werden, inwieweit diese Ergebnisse auch auf der Multiplikatorenebene beobachtet werden können. Zum einen wird analysiert, wie sich die Entscheidungen der Multiplikator*innen zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Verlauf der Qualifizierung in Bezug auf die Aspekte Multiperspektivität, Mehrdimensionalität und Tiefgründigkeit im Novizen-Experten-Kontinuum (Zierer et al., 2015) einordnen lassen. Des Weiteren soll herausgefunden werden, welche Rolle unterschiedliche Referenzkontexte bei der Planung von Fortbildungen spielen und wie Multiplikator*innen deren Relevanz einschätzen:

  • gegenstandsspezifische theoriebezogene Referenzkontexte,
  • gegenstandsspezifische praxisbezogene Referenzkontexte,
  • gegenstands¬unspezifische fortbildungs¬metho¬dische Referenzkontexte sowie
  • gegenstandsunspezifische fachdidaktische Referenzkontexte.

 

Forschungsfragen: Welche Referenzkontexte benennen die Teilnehmer*innen

  • FF1  vor der und im Anschluss an die Qualifizierung
  • FF2  im Anschluss an die Durchführung der eigenen Fortbildung
  • im Hinblick auf die Planung von Fortbildungen zum Thema Rechenschwierigkeiten, und inwiefern verbinden sie diese miteinander?
  • FF3  Inwiefern lassen sich im Vergleich der beiden Erhebungszeitpunkte Entwicklungen der Planungsüberlegungen im Hinblick auf die Aspekte Multiperspektivität, Mehrdimensionalität und Tiefgründigkeit feststellen?



Einbettung der Forschung in Entwicklung und Implementation



Das Projekt GuMaMod ist gemeinsam vom Kultusministerium Niedersachsen, dem Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung und der Abteilung PB2 des DZLM initiiert, konzipiert und realisiert worden. Im Schuljahr 17/18 nahmen 18 Lehrpersonen an der einjährigen, vom DZLM durchgeführten Qualifizierung (zwei Drei- und drei Zweitagesveranstaltungen) teil, die nun als Multiplikator*innen in Tandems Gruppen von jeweils 20 Mathematik fachfremd unterrichtenden Lehrpersonen mit den DZLM-Materialien in einer ebenfalls einjährigen Maßnahme mit jeweils zwölf Ganztagen fortbilden. Im Schuljahr 18/19 ist eine zweite Qualifizierungsrunde mit erneut 18 Teilnehmenden gestartet, welche ihre Fortbildungstätigkeit im Schuljahr 19/20 starten werden. Im Schuljahr 19/20 soll die erste Kohorte der Multiplikator*innen in eine zweite Fortbildungsrunde starten. Die disseminierbaren Fortbildungsmaterialien stehen auf PIKAS oder der DZLM-Website anderen Fortbildenden zur Verfügung.




Methodisches Vorgehen



Das Forschungsprojekt ist eingebettet in die einjährige Professionalisierungsmaßnahme GuMaMod (Guter Mathematikunterricht Moderatoren) für 18 Mathematik-Multiplikator*innen der Primarstufe in Niedersachsen. Zur Beantwortung der Forschungsfragen werden zu drei Zeitpunkten (vor und im Anschluss an die Qualifizierung sowie kurz im Anschluss an die eigene Fortbildung zum Thema Rechenschwierigkeiten) leitfadengestützte Telefoninterviews mit 13 Teilnehmenden durchgeführt. Die Telefoninterviews der ersten beiden Zeitpunkte wurden bereits in Ausschnitten transkribiert und durch Kombination eines induktiven und deduktiven Vorgehens ausgewertet.

Thematisch umfassten die Erhebungen bisher u. a. das Verständnis einzelner Qualifizierungsinhalte, deren Anwendung im und Bewertung für den Unterricht sowie deren Nutzung und Bewertung als angehende Multiplikator*innen. Zudem werden die Qualifizierung und die Fortbildungen der Teilnehmenden durch teilnehmende Beobachtung durch eine der Autorinnen begleitet.




Erste Ergebnisse



Ein zentrales Ergebnis ist bisher, dass vor der Qualifizierung trotz expliziter Nachfrage nach spezifischen Fortbildungsgegenständen – wie Rechenschwierigkeiten – zunächst viele gegenstandsunspezifische Äußerungen getätigt werden und diese häufig unverbunden zu den anderen Bereichen stehen. Es findet sich vereinzelt aber auch die Vernetzung von Planungsaspekten, die verschiedenen Referenzkontexten entstammen. Im Anschluss an die Qualifizierung zeigt sich über alle Teilnehmer*innen hinweg ebenfalls ein recht heterogenes Bild. Es zeichnet sich insgesamt dadurch aus, dass im Vergleich zum ersten Erhebungszeitpunkt deutlich mehr Referenzkontexte einbezogen werden, die häufig miteinander vernetzt werden – insbesondere die gegenstandsspezifischen Kategorien erfahren einen Zuwachs. Bei den Aspekten Multiperspektivität, Mehrdimensionalität und Tiefgründigkeit findet insgesamt eine positiv zu bewertende Entwicklung statt.

Initiiert durch

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